Thema: Jakobskreuzkraut

Aktualisierung vom 26.05.2015

Am 21.05. fand in Eutin eine Informationsveranstaltung von der neugergründeten Interessengemeinschaft Jakobskreuzkraut und Wissenschaftlern von der Tierärztlichen Fakultät der Ludwig-Maximilian-Universität München statt.

Einige der dort vorgetragenen Erkenntnisse waren - zumindest für mich - neu, daher dieses Update:

Die größten Konzentration der PA befindet sich im Pollen der Pflanze, deshalb kann es auch zu Gesundheitsgefahren durch Einatmen von Pollen beim Ausreißen oder Mähen bzw. Mulchen der Pflanzen kommen. Über die Lunge ist die Schädlichkeit ca. 20mal höher als durch orale Aufnahme über den Verdauungstrakt. Bei entsprechenden Arbeiten muss also Mundschutz getragen werden!

Inzwischen lassen sich in SH nahezu in 50% der Honigproben mehr oder weniger PA nachweisen. Bei importiertem Honig aus Südamerika bzw. Asien sind die Konzentrationen in den Stichproben zum Teil über den als unbedenklich eingestuften Höchstwerten gelegen. Insbesonder Kinder, die viel Honig essen, sind gefährdet. Ungeborene sind besonders gefährdet, wenn während der Schwangerschaft große Mengen an selbstgepflücktem Gesundheitstee getrunken werden, der aufgrund von Verwechslungen, etwa mit Johanniskraut, besagte Alkaloide enthält.

Bislang existieren keine Studien, inwieweit sich Alkaloide in Tierprodukten wie beispielsweise Milch, Innereien und Muskelfleisch von gras- und heufressendem Schlachtvieh anreichern. Dazu soll es demnächst wissenschaftliche Untersuchungen geben. Speziell für die stark mit JKK beslasteten Regionen in Ostholstein gibt es ein wissenschaftliches Forschungsprojekt über die Belastung des Honigs, dessen Ergebnisse 2016 in einer Doktorarbeit veröffentlicht werden sollen. (Die starke JKK-Ausbreitung ist im Übrigen ein bundesweites Problem; - in Südbayern (Allgäu) gibt es angeblich so gut wie keine JKK-freien Wiesen mehr).

Man darf also gespannt sein. Ich für meinen Teil werde dieses Jahr dann wohl auch mal den Honig untersuchen lassen.....


Post vom Juli 2014


Aus aktuellem Anlass möchte ich mal ein paar Worte zum Thema Jakobskreuzkraut verlieren. Hier scheint momentan große Verunsicherung zu herrschen. Was nicht zuletzt durch diverse Berichte in den Medien herrührt, die leider mangelhaft recherchiert, darauf beschränkt sind, das populistische Geschwätz einiger Politiker aus CDU und FDP nachzuplappern (Gruß an die LN).

Die Pflanze
Jakobskreuzkraut (oder Jakobs-Greiskraut) ist eine einheimische Pflanze aus der Familie der Greiskräuter, die wie alle Greiskräuter das Gift Pyrrolizidin, ein Alkaloid, enthält. Das Gift ist stark leberschädigend und krebsauslösend. Welche Mengen über welchen Zeitraum wie gefährlich sind, ist bisher kaum belegt. 














Das Problem
…ist seit vielen Jahren bekannt! Bereits 2009 versetzte eine Salatmischung aus dem Discounter, die statt Rucola fälschlicherweise Kreuzkraut enthielt, Deutschland in helle Aufregung. Passiert ist jedoch nichts.
Das Kraut verbreitet sich rasend schnell, vergiftet Pferde und anderes Weidevieh und kann über über den Honig und möglicherweise sogar Kuhmilch in die Nahrungskette gelangen. Im menschlichen Körper reichert es sich an und kann langfristig zu ernsten Leberschäden führen.

Die Ursache
Die Wurzel allen Übels begann wohl als man die Samen zur Begrünung von Autobahnböschungen gezielt ausgebracht hat – weil es so schön geblüht hat. Der Straßenbau ist auch einer der größten Vermehrungshelfer für das Kraut. Erst mal als Samen vorhanden, findet die sehr anspruchslose Pflanze in der nackten Erde, die die Neubauten umgeben, optimale Bedingungen um sich ungehemmt auszubreiten. Diese Böden sind eigentlich erst mal kaputt, oft sandig, ausgewaschen, trocken und der Erosion ausgesetzt, dauert es meist bis sich andere Pflanzen ansiedeln – Das Kreuzkraut ist dann schon da.
Gleiches gilt für Industriegebiete und große Neubaugebiete. Wenn dann die Erde noch schön von A nach B geschafft wird, kann die Pflanze immer neue Lebensräume erschließen.
Von dort aus dringt das Kraut überall hin, wo die Samen auf blanken oder aufgerissenen Boden treffen – bei vorhandenem dichtem  Bewuchs hat sie hingegen nur vereinzelt Chancen.
Das erklärt auch, warum Pferdeweiden vielerorts besonders stark betroffen sind. Die Pferde stehen oft dicht auf den Flächen, und reißen mit Ihren Hufen die Grasnarbe auf. Wenn dann nicht nachgesät wird, kann sich das Kreuzkraut ausbreiten, da es im "frischen" Zustand wegen seiner Bitterkeit kaum gefressen wird. Getrocknet in Heu oder Heulage fressen es die Tiere jedoch - und vergiften sich so. Wenn man das gefahrenpotential der Pflanze betrachtet ist es schon erstaunlich wie sorglos un unwissend viele Tierhalter mit diesem Thema umgehen.
Oft werden auch  „extensiv bewirtschaftete Flächen“ (z.B. von der Stiftung Naturschutz) als Ursache genannt. Oberflächlich betrachtet vielleicht richtig, ist die eigentliche Ursache dafür jedoch woanders zu suchen. Bei diesen Flächen handelt es sich meist einfach um  stillgelegte landwirtschaftliche Flächen. Legt man allerdings zuvor konventionell bewirtschaftetes Ackerland einfach still, finden sich darin aufgrund des jahrelangen Einsatzes von Herbiziden kaum mehr Samen von Ackerwildkräutern, die einen flächendeckenden Bewuchs  und eine Konkurenzflora ausbilden könnten – der Gewinner ist dann das Jakobskreuzkraut. Im Laufe der Jahre kann sich auf einzelnen Flächen vermutlich wieder ein natürliches Gleichgewicht einstellen. Ob man es allerdings zulässt, dass zum Teil hektarweise Giftpflanzen dicht an dicht wachsen (und weitere Samen produzieren) ist zu diskutieren. (Siehe hierzu auch den Kommentar am Ende der Seite.)

Gift im Honig
Wenn Bienen das Jakobskreuzkraut anfliegen kann das Gift über Nektar und Pollen in den Honig gelangen. Üblicherweise meiden die Bienen das Kraut jedoch. Tritt es allerdings in sehr großen Beständen auf oder fehlen Alternativen, fliegen sie es an.
In diesem Jahr hat bei uns die Linde zeitgleich mit dem Kreuzkraut zu blühen begonnen – daher ist die Wahrscheinlichkeit extrem gering.
Abgesehen davon versuche ich alle Pflanzen im 1 km-Flugradius meine Bienen zu entfernen. Auch im 3 km-Radius (maximaler Sammelradius) bekämpfe ich Bestände, wenn ich sie entdecke.
Große Wanderimker können diesen Aufwand natürlich nicht betreiben.

Lösung des Problems
Beseitigen kann man die Pflanze nur durch Ausreißen samt Wurzel. Blühende Pflanzen müssen verbrannt werden. Bei größeren Beständen hilft regelmäßiges Mähen. Hier sind insbesondere die Autobahnmeistereien gefragt! Auf dem Weg zur Arbeit beobachte ich fast ganzjährig irgendwelche Mähaktionen an der Autobahn, deren Sinn sich mir nur selten erschließt. Das Jakobskreuzkraut ist davon – wenn überhaupt – jedoch nur zufällig betroffen.
Aber auch Landwirte und Besitzer kleiner Pferdekoppeln sowie Gartenbesitzer sollten sich dazu berufen fühlen. Weitere Infos zu Erkennung und Beseitigung gibt es hier:  http://www.jacobskreuzkraut.de/
Ein paralleler Lösungsansatz muss sein das, Nahrungsangebot für Bienen zu verbessern. Leider ist die Realität davon weit entfernt. Wer sich diesbezüglich engagieren möchte findet hier weitere Infos: http://www.bluehende-landschaft.de/
Von staatlicher Seite ist so schnell wohl keine Hilfe zu erwarten. In der EU streitet man sich über Grenzwerte. Eine schnelle Einigung ist eher unwahrscheinlich, was sicher auch daran liegt, dass dann große Mengen an Import-Honig als Sondermüll betrachtet werden müssen. In Australien, USA und Südamerika ist Jakobskreuzkraut nämlich als invasiver Neophyt auf dem Vormarsch. Sollten doch Grenzwerte festgelegt werden, werden die Großen Importeure die Honige so lange miteinander verschneiden, bis sie knapp darunter liegen.
Wer ganz sicher sein möchte, dass sein Honig frei von Pyrrolizidin ist, muss sich beim Honig auf Deutschen Frühjahrshonig beschränken, da dieser geerntet wird, bevor das Kraut blüht. Allerdings halte ich hier auch nichts von übertriebener Panik. Immerhin ist das gleiche Gift auch in Borretsch enthalten, der seit jeher als Küchenkraut geschätzt wird und ein fester Bestandteil der traditionellen hessischen „grünen Soße“ ist.

Straßenböschung im 3 km-Radius eines meiner Bienenstände...

..nach meiner Säuberungsaktion.

Die "Ausbeute"  - wird verbrannt.







2 Kommentare:

  1. Ich bin interessierte Leserin deines Blogs und wollte auf diesem Weg mal Danke sagen für das Teilen deiner Erfahrungen und interessanter Informationen!

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  2. Lesermeinung:

    Nun ist es ja nicht so, dass ich die Weißheit mit Löffeln gefressen habe und alles was ich schreibe die einzige Wahrheit ist. In erster Linie gebe ich wieder, was ich in meiner drekten Umgebung beobachte; gepaart mit Recherchen und meiner "Öko-Grundhaltung", bei der die moderne Landwirtschaft nur selten gut weg kommt. Dass dies manchmal eine etwas einseitige Sicht der Dinge ist stimmt wohl. Außerdem soll ja ruhig eine Diskussion zustande kommen. Darum hier eine Lesermeinung, die das Thema aus einem anderen Blickinkel betrachtet als ich:

    "[...] Quasi vor meiner eigenen Haustür, am "Barkauer See", sind über 100 Hektar sogen. Naturschutzflächen, die der Stiftung Naturschutz gehören, mit JKK massiv verseucht. Da auch angrenzende Grünländereien durch Samenflug - trotz mittlerweile intensiver Bekämpfung (auch mit chemischen Mitteln - seit 2012 bin ich kein Ökobauer mehr, u.a. auch wegen der JKK-Seuche (siehe u.a. in der ZEIT v. 23.12.13 "Einmal öko und zurück" u.a. Publikationen) - kontaminiert werden, wird über Parteigrenzen hinweg in der Gemeinde Süsel geschlossen eine Sperrzone für das Gebiet des "Barkauer Sees" verlangt - keine Bienenstöcke in der Nähe usw.. Ich verweise auch auf die Veranstaltung der Gemeindevertretung Süsel vom 1.7. des letzten Jahres mit diesem brisanten Thema. Gut besucht - die Vertreter der Stiftung Naturschutz und auch vom LLUR gaben mehr als ein klägliches Bild ab und sind schon ganz schön verblendet. Das hat nichts mehr mit Vielfalt in der Natur zu tun in einer Kulturlandschaft - das ist "Irrsinn" (auf dem Wege in eine Ökodiktatur?), wie ich in meinem Eingangsstatement auf dieser Veranstaltung betonte. Zahlreiche Berufskollegen aus verschiedenen Landkreisen, die mir u.a. zu Weihnachten geschrieben haben, bereuen es, jemals Land an die Stiftung Naturschutz veräußert zu haben - im fatalen Glauben, etwas für die Natur tun zu wollen. Blühende Landschaften, ablenkende Blühstreifen etc. kann auch die Stiftung Naturschutz selber schaffen, bei 34.000 ha Eigentum ist das wohl nicht zuviel verlangt. Dann kommt jedenfalls Leben in die verdistelte, verbuschte, JKK-verseuchte Wildnis mit heruntergekommenen Knicks und von den hungernden Extensivrindern zertrampelten Knickwällen... Ich habe die Nase von Hemmerling & co und im Gefolge auch Nabu, Habeck ... gestrichen voll.

    Mit freundlichen Grüßen Hans Hinrich Hatje"

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