Freitag, 14. August 2015

So war der Sommer - und - Erfahrungsbericht meiner Experimente

So nun ist die Saison quasi schon wieder vorbei. Die letzten Wochen hatte ich eine kleine Blog-Blockade, begründet darin, dass ich in vielen Belangen sehr ünschlüssig war - besonders was die Varroa angeht. Ich bin jetzt nicht schlauer als vorher, habe mich aber zum diversen Entscheidungen durchgerungen.

Doch nach der Reihe:

Weiterentwicklung meines Milbenvolks:
Ich habe ja im letzten Post von einem Volk mit 50 Milben pro Tag berichtet. Das Volk habe ich mehrfach mit Puderzucker behandelt. Das Volk war zu dieser Zeit in Schwarmstimmung (der erste Schwarm war durch einen Fehler von mir beim Einfangen bereits wieder zurückgeflogen); ein paar Tage später ist dann der hauptschwarm los (mit Erfiolg eingefangen). Eine Puderzuckerbehandlung in dieser Phase hat wahrhaftig 1200 !! Milben zu Fall gebracht. Die folgenden Behandlungen waren dann wieder im Bereich 50-100 und schließlich gegen Null.

Das Volk hat noch zwei Nachschärme hervorgebracht. Dann war es jedoch weisellos. Ich habe nichts dagegen unternommen, da ich denke, dass es wohl das Beste war. Ich habe das Volk schließlich aufgelöst. Die Bienen sind einem Ableger zugeflogen.

Zu dem hohen Milbenfall von 50 pro Tag habe ich mitterweile eine mögliche Antwort bei Thomas D. Seeley gefunden: "Aber auch im Schwarm wird die Zahl der Varroamilben markant reduziert, weil sich die Schwarmbienen auf 35 Grad Celsius aufwärmen, bevor sie losfliegen. Nur mit warmen Muskeln erreichen sie 250 Flügelschläge pro Sekunde, die den nötigen Auftrieb erzeugen. Möglicherweise lassen sich die wärmesensiblen Varroamilben in der Bienenbeute von den «aufgeheizten» Bienen fallen." 

Warum das Volk überhaupt so stark belastet war erkläre ich mir mitterweile mit dem Rähmchenabstand. Ich hatte vor zwei Jahren zusammen mit den 1 1/2 DN-Holzbeuten auch entsprechende Rähmchen bestellt. Wie ich mittlerweile rausgefunden habe, waren bei diesen die Hoffmann-Seiten zu breit, wodurch der Abstand der Rähmchen statt normal 35 mm nun 37-38 mm betragen hat - mit entsprechdnen Folgen für das Mikroklima im Bienenstock. Die Rahmen haben nicht mal alle in die Zargen gepasst. Ich dachte damals, die Zargen seinen ungenau gearbeitet! Ich bin jetzt dazu übergegangen den Abstand überall zu kontrollieren auf unter 35 mm zu veringern.


Honigernte:
Die letzte Ernte im Juli hat etwas Unerwartetes gebracht: Einen fantastischen, würzigen und gleichzeitig super-fruchtigen Sommerhonig. Es war sehr trocken, darum hat die Linde hat nicht überall Nektar gebracht. Die Bienen haben aber Ersatz gefunden - nämlich Läuse. So haben wir jetzt eine tolle Mischung aus Lindenblüte, Kornblume etc., und Honigtau.

Letzte Ernte 2015

Beim Öffnen des Eimers  kommt einem ein würziges Aroma
entgegen - erinnert fast an Altbier!



Futter
Da ich unbedingt auf Bio-Futter unstellen wollte, und noch keine Quelle für Bio-Sirup gefunden habe, blieb mir dieses Jahr nichts anderes übrig als wieder Kristallzucker zu kaufen und das Futter selber anzurühren. Wie immer  mit etwas Kamillentee und Salz. Mit dem Auffüttern bin ich noch nicht ganz durch. Habe auch mit der Räuberei zu kämpfen.
Auf Bio-Zucker gehe ich, da ich es a) nicht mehr verantworten kann die konventionelle Landwirtschaft zu ünterstützen und b) das Neonicotinoid-Verbot nicht für Zuckerrüben gilt; das kann ich noch weniger verantworten! Der Biozucker kostet mit ca. 2 € pro Kilo mehr als das Doppelte als der konventionelle. Aber das ist es mir Wert.

Der diesjähreige Futtereinkauf

Alles bio - logisch!

Varroabehandlung
Grund  schlafloser Nächte! Mit Ameisensäure habe ich ja generell so meine Probleme - ich finde das ist einfach ein ultrafieses Zeug. Für Mensch und Biene. Und nachdem letztes Jahr der Behandlungserfolg auch eher mäßig war, hatte ich dieses Jahr keinerlei Motivation mehr weiter mit diesem Zeug zu hantieren.  Abgesehen davon ist die Milbenbelastung (wenn man mal von meinem kleinen Ausreiser absieht) dieses Jahr scheibar erfreulich gering. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob nicht irgendjemand die Milben von den Windeln klaut (Ameisen z.B.). Ich hab sogar überlegt auf Michael Bush zu hören und gar nicht zu behandeln, dann aber doch Schiss gehabt.
Na jedenfalls habe ich mich dieses Jahr für Thymol (Tymovar) entschieden. Sauteuer - aus irgend einem Grund besonders dann, wenn man in Deutschland wohnt. Aber egal, ein versuch iste es Wert. Behandlung läuft noch. Vorläufiger Erfahrungsbericht siehe weiter unten.

Behandlung mit Thymovar
Wetter
Nervt. Im Moment ist es ja super. Als die ganzen Jungen Königinnen auf Hochzeitsflug wollten bzw. waren sah das leider anders aus. Ich hatte noch nie so viele weisellose Völker und Ableger wie dieses Jahr! Habe mir dann vor lauter Verzweiflung sogar zwei Königinnen bestellt. War aber auch ne Scheißidee - Die eine kam schon mit einem kaputten Bein an, kann man eigentlch vergessen. Die andere tut was sie soll, jedoch wohl vergebens - das Volk it zu schwach und wird gerade von den anderen ausgeräubert. Nächstes Jahr werde ich schlauer sein und zusehen, dass ich einen ausreichenden Vorrat an Königinnen und Ablegern selber ranziehe.


Kleine Auswertung meiner Experimente

Deutsch Normal vs. Bienenkugel vs. Einraumbeute

Einraumbeute

Ganz klarer Favorit bisher ist die Einraumbbeite (ERB). Zwei Stück sind mit Schwärmen besetzt. Eine steht in meinem Garten, die andere auf dem Permakultur-Hof Rockholt. Beide Völker entwickeln sich prächtig und nahezu identisch. Die Schwärme haen jeweils 3 Rahmen mit 4,9 mm Mitterwänden als starter bekommen und 8 weitere mit Schiffkeilen. Alle Waben sind gut ausgebaut + eine gedrahtete Honigwabe.  Als Abdeckung dient ein in Wachs getränktes Baumwolllaken.
Ich habe die Beuten für relativ kleinens Geld in Österreich bestellt. Die Qualität ist gut, an der Ausführung kann man noch etwas optimieren. Das wird aber mein Winterprojekt werden.

Vorteile:
- Kein Kistenstapeln mehr . Das ist gut für meinen Rücken und stressfreier für die Bienen.
- keine Materialschlacht mehr. Dadurch, dass alles in der einer Beute stattfinden kann (Honigraum, Füttern, etc.) muss man nicht mehr so viel Material durch die Gegend fahren.
- Ein Rähmchenmaß für alles. Es gibt keine unterschiedlichen Rähmchen für Brutraum und Honigraum. Ein Großer Vorteil gegenüber  DN 1 1/2
- Alles auf einen Blick. Kein geteilter Brutraum wie bei DN.
- Den Bienen scheints auch zu gefallen

Nachteile:
- das Ding ist schwer und unhandlich.
- Die Gewichtsermittlung (Kippgewicht) beim Einfüttern klappt nicht. Über die schmale Kante ist Methode zu ungenau. Über die lange Kante hat man auf der Wabenseite das volle Gewicht an der Wage. Da müßte ich mir erst eine stärkere Wage und einen Hebelarm besorgen. Man muss die Waben also durchsachauen und den Futtervorrat abschätzen. Das ist ein großer Nachteil.

Noch ungeklärt:
- Honigernte: Ich habe Versuchshalber eine Wabe geschleudert. Sie hat gerade so in die Schleuder gepasst. ich musste ein bisschen drücken, da das Rähmchen (vertikale Drahtung) einen bauch bekommen hat. Man braucht für die richtige Ernte später dann eine Transportkiste. mal sehen, wie sich das bewährt.
- Kondenswasser im Winter: Die ersten ERBs hatte da so ihre Probleme. Mal schaun.

Das Rähmchen hat eine etwas
bauchige Form bekommen

Passt gerade so in die Schleuder
 Deutsch normal

Das klassische Deutsch normal ist bei mir raus. Ich habe noch 4 Völker darauf sitzen. Mich stört der geteilte Brutraum aber unwahrscheinlich. 22 Waben durchgucken bei der Schwarmkontrolle - ich bin doch nicht bescheuert. Mit DN 1 1/2 komme ich grundsätzlcih gut zurecht und der angepasste Brutraum ist eine feine Sache. Die unterschiedlichen Rahmenmaße sind natürlich ein Nachteil.
Im Honigraum verwende ich die DN-Rahmen noch, mag aber eigentlich lieber die halben Rähmchen. Die sind schneller verdeckelt und leichter zu heben. Dafür kauft man sich damit ein drittes Maß ein.

Wenn ich nicht so viel Zeug in DN hätte, würde ich gleich auf die ERB umstellen. So werd ich aber erst mal langsam angehen. Die ERB muss sich auch erst noch eine komplette Saison bewähren.



Bienenkugel
nachdem das Kugelvolk nicht durch den Winter gekommen war hatte ich die Bienenkugel dieses Jahr nicht im Einsatz. Ich denke nach wie vor, dass die Kugel eine tolle Sache ist. Aber die Arbeitsweise ist eine ganz andere. Da muss man sich selber auch mit umstellen - mal eben Waben umhängen ist da nicht mehr. das wäre mir dieses Jahr zu viel geworden. Der Preis ist natürlich auch so eine Sache, wenn man mehrere davon haben möchte.

Wenn ich mal in die Situation komme, öfter Leute oder besonders Kinder mit zu den Bienen zu nehmen und Dinge zu zeigen oder wenn ich das ganze mal auf ein bis drei Völker reduzieren sollte, wäre die Kugel wieder das Mittel der Wahl.

Dennoch finde ich das Projekt sehr spannend und verfolge es weiter; insbesondere im Hinblick auf die Theorie bzgl. Milben und Krankheitstoleranz. Mitterweile ist die Kugel auch Gegenstand der Forschung an der Uni Würzburg. Und es kommen auch ständig neue features hinzu, die man sich für andere Systeme auch abgucken kann.


Thymovar vs. Ameisensäure
Zum Behandlungserfolg kann ich noch nichts genaues sagen. Was ich allerdings schon festgestellt habe ist, dass die Bienen das Futter manchmal schlecht bis gar nicht aufnehemen, wenn der Futtereimer oben auf den Waben steht (auf denen halt auch die Thymolplättchen liegen). Die Bienen gehen nicht gerne nach oben während der Behandlung (was einem den Smoker spart). Da eine Behandlung 3-4 Wochen dauert ist das natürlch sehrdoof. Hier ein klarer Punkt für die Einraumbeute - das Futter kann hier neben oder, dank der großen Revisionsöffnungen auch in flachen Schälchen unter den Waben stehen.

Ein kleiner Vorteil der AS-Schwammtuchmethode ist für mich, dass ich den behandlungserfolg auf der Winderl sofort sehe - ist halt auch die Dampfhammermethode. Beim Thymol muss ich dafür keine Angst vor Regen haben.

Puderzuckermethode
Gemeint ist das Bestreuen des kompletten Volks mit Puderzucker. Die Methode funktioniert. Es fallen viele Milben ab. Das ganze eignet sich auch als Diagnosemethode.
Besonders sinnig ist die Anwendung in abgeschwärmten Völkern die keine oder nur noch wenig verdeckelte Brut haben. Schwierig ist es allerdings, wenn die Bienen im Naturbau die Waben oben etwas überbaut oder komplett zugebastelt haben und der Zucker nicht gleichmäßig durchrieselt.
Bei hoher Luftfeuchte ist es eine Sauerei. Die Ameisen freuen sich auch.
Wenn die Räuberzeit beginnt ist es sicher keine gute Idee mehr.


Kleine Zellen
Ich bin jetzt soweit, dass alle Völker kleine Zellen (4,9 mm) ausbauen können. Koplette Mittelwände gebe ich aber nur als Anfangshilfte und Führung, damit es mit dem Naturbau klappt. Den Rahmenabstand habe ich leicht reduziert. Als Anfangsstreifen nehme ich 5,1 mm. Ob das im bezug auf die Bienengesundheit eine verbesserung bringt kann ich noch nicht sagen.